Seelenliebe Part 3.4 (Kapitel 3)
Seelenliebe 3.4
... Wer war zu so später Stunde bloß noch in der Bibliothek? War es vielleicht ein
Einbrecher? Eine leichte Aufregung machte sich in mir breit. Da ich nicht auf die
Schnelle im Stande war die Klinke zu betätigen, entschied ich mich einfach doch für
den "Durch-die-Wand-geh-Trick". Also schloss ich meine Augen, stellte mir wie üblich
vor, wie ich mit meinem durchsichtigem Körper durch die Wand gehe und streckte
einen Arm nach vorne aus, um zu prüfen, ob alles wie geplant verläuft oder ob ich
auf Widerstand stieß. Da kein Widerstand zu spüren war, machte ich schließlich einen
großen Schritt nach vorne und öffnete meine Augen wieder. Ich stand erfolgreich im
Flur der Bibliothek und musste ein bisschen vor Freude grinsen. Ich hatte es mal
wieder geschafft. Die alte Treppe, der ganze Flur sah immer noch so aus und roch
immer noch wie in meiner Erinnerung, wenn auch irgendwie doch ein klein wenig
anders, im Vergleich zu der Zeit als ich noch lebendig war. Der Geruch nach altem
Holz und Bücherpapier war aber trotzdem mit nichts vergleichbar. Herrlich!
So aber nun wollte ich mich eigentlich auf die Suche nach der mysteriösen Person
begeben.
Das Licht hatte, wie ich von außen gesehen hatte, im rechten Raum geleuchtet
und anstatt durch die Tür zu gehen, die etwas weiter hinten stand, sparte ich mir die
nötigen Schritte dorthin, stellte mich einfach dicht vor die Wand links von mir,
schloss die Augen, konzentrierte mich und steckte kurzerhand nur meinen Kopf
hindurch. Als ich meine Augen öffnete, hatte ich lauter Bücher vor meiner Nase
und um meinen Kopf herum und ziemlich wahrscheinlich auch "in" meinem Kopf.
Zügig ging ich ganz durch die Wand und noch einen Schritt weiter, um auch aus dem
Bücherregal rauszukommen und stand vor einem weiteren hohen Bücherregal.
Ich sah Licht von rechts kommen und ging einige Schritte am Bücherregal nach
rechts entlang, um aus der Bücherregalecke herauszukommen. Ich sah nach links
in Richtung des Lichts und sah, dass tatsächlich jemand in der Bibliothek war.
Ich konnte meinen eigenen Augen nicht wirklich trauen. Es war kein Einbrecher,
sondern Elias. Er saß auf einem Sessel nahe einer Tischlampe und las ein Buch.
In dem Moment in dem ich hinter dem Bücherregal hervorgetreten war, sah er zu
mir auf und sein Mund öffnete sich leicht in erstaunen, genauso wie meiner. "Du?"
fragte er erstaunt. "Elias?" ich eine Millisekunde nach ihm. Er lachte kurz und ich
konnte es mir ebenfalls nicht verkneifen. "Was tust du hier so spät?" fragte ich ihn
erstaunt und fügte hinzu "Ich hätte niemals gedacht, dass ich dich so schnell
wiedersehe".
"Warst du das eben, mit dem Geräusch?" warf er fragend ein. Ich nickte nur.
"Naja also ich bin hierher gekommen, da ich mir unser Treffen nicht so richtig
erklären konnte. Ich meine ich war mir irgendwie immer noch nicht ganz im Klaren,
mit wem ich da geredet hatte. Aber meine Mutter hatte dich eindeutig nicht gesehen
und in dem Moment war mir eigentlich klar, dass du nur die Verstorbene sein
konntest, auch wenn mein Verstand das noch nicht so richtig kapieren wollte.
Ich meine, wie ist das möglich? Wenn ich 1 und 1 richtig zusammengezählt habe,
heißt es ja, dass du ein Geist bist." er machte einen ungläubigen Blick "Ich hab aber
noch nie einen Geist gesehen, geschweige denn mit einem gesprochen. . . .
Ooooder ich habs bereits getan, ohne es jemals gewusst zu haben".
"Glaub mir ich weiß selbst nicht wie das möglich ist. Du bist die erste Person die
mich sehen kann. Ich war tagelang vollkommen allein, ohne zu wissen warum ich hier
tot auf der Erde herumwandere." sagte ich mit gedrückter Stimme.
Er schaute mit seinen Augen etwas verlegen hin und her, anscheinend nicht wissend,
was er als nächstes sagen sollte.
"Ehm, Rosalie, richtig?" Ich nickte kurz. "Vielleicht möchtest du dich lieber hinsetzen,
anstatt die ganze Zeit in der Gegend herumzustehen?" Er schaute kurz zu dem Sessel,
der direkt links, leicht gegenüber von ihm, in der Sitzecke stand, tippte leicht mit
seiner Hand auf die Sessellehne und lächelte daraufhin in meine Richtung.
"Klar" antwortete ich kurzerhand, ging auf den Sessel zu und setzte mich zu ihm.
Unsere Knie waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt. Ich sah zu ihm
auf und in dem warmen, abgedunkelten Licht der Tischlampe, wirkte das
Dunkelbraun seiner Augen besonders anziehend und sogar mysteriös.
Mein nichtanwesendes Herz fing wieder an stärker zu schlagen und ich wurde
etwas nervös. Hier von Nahem betrachtet, sah er breitschultriger und männlicher
aus, als ich ihn von der Beerdigung in Erinnerung hatte . Vielleicht weil ich ihn
diesmal fast ganz von vorne sehe? Er war eher schlicht gekleidet, fiel mir auf,
in einem braunen anliegenden Pulli und einer lässigen dunkelblaue Jeans.
Ich musste zu lange von seinen Anblick abgelenkt gewesen sein, denn Elias fragte
etwas irritiert und lauter als gewöhnlich: "Hast du mir zugehört?"
Ich lief etwas rot an und gab leise zu
"Ehm, nein jetzt gerade eben nicht wirklich, tut mir leid" ...
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