Mittwoch, 25. September 2013

Seelenliebe Part 3.3 (Kapitel 3)

Seelenliebe 3.3
... Obwohl der Mond noch relativ voll war, ist der Friedhof in fast vollkommene 
Dunkelheit getaucht. Von den warmen, orange-roten Strahlen der Sonne war
 so gut wie nichts mehr zu sehen. Plötzlich bemerkte ich einen großen Schatten 

auf dem Boden und erschreckte mich kurz, bemerkte dann aber, dass es lediglich 

eine Wolke war, die sich vor den Mond geschoben hatte. Eigentlich war es lächerlich. 

Ich war ein Geist und konnte trotzdem nicht dieses unbehagliche Gefühl 

abschütteln, welches Friedhöfe nachts in mir auslösten. Ich sah mich um. 

Lichter brannten auf einigen Gräbern und zentral gelegen, stand nicht allzuweit 

weg von mir, eine wunderschöne Kapelle. Obwohl ihre Farben wegen der 

Dunkelheit nicht zu sehen waren, konnte man doch trotzdem die 

wunderhübschen Ornamente und Mosaik-Glasfenster erkennen. Alles zusammen, 

die Kapelle, die vielen durch Kerzenschein beleuchteten Gräber, und dazu die 

Sterne und der Mond, schufen eigentlich eine wundervolle, einzigartige, überhaupt 

nicht gruselige Atmosphäre. Einige Schritte von mir entfernt, bemerkte ich ein 

Grab welches überladen war mit frischen Blumen und erkannte, dass es meines ist. 


Jenes an dem ich auch heute Mittag bei der Beerdigung gestanden hatte und zum 

ersten Mal Elias gesehen hatte. Auf dem Grabstein las ich:  
Rosalie Still
20.März 1995 - 20.März 2013
Aufeinmal bist du nicht mehr da,
und keiner kann's verstehen 
Im Herzen bleibst du uns ganz nah, 
bei jedem Schritt, den wir nun gehen. 
Nun ruhe sanft und geh' in Frieden, 
denk immer dran, dass wir dich lieben.

Ich hatte also recht gehabt. Ich hieß wirklich Rosalie. Entfernt begann ich mich auch 
daran zu erinnern es während der Predigt gehört zu haben. Es war mir lediglich 
entfallen, da ich nicht richtig zugehört hatte. Die Erinnerungen an die Beerdigung, die 
Predigt, die Feier kamen alle wieder in mir hoch und ich musste mir eine blöde Träne 
verkneifen. Ich hatte das Weinen bereits gründlich satt.
In Gedanken verloren vergaß ich fast warum ich hier her gekommen war. 
Mehrmals sah ich nochmals um mich, konnte jedoch leider niemanden entdecken. 
Wo waren all die Seelen hin? War ich tatsächlich die Einzige, die hier feststeckte?
Eigentlich dachte ich, dass ich hier jemanden finden könnte, der so ist wie ich. 
Wenigstens eine Seele! War das denn zuviel verlangt?
Der Wind begann stärker zu wehen, was mich etwas beruhigte und ich genoss kurz die 
frische Brise. Enttäuscht machte ich mich jedoch wieder auf den Weg nach Hause.

Auf dem Nachhauseweg kam ich wieder an der Bibliothek vorbei und sah erstaunt, 
dass dort in einem der Räume im Erdgeschoss ein Licht brannte. Um diese späte 
Uhrzeit war noch jemand in der Bibliothek? Wie spät konnte es jetzt sein? 
Vielleicht halb elf oder sogar schon volle elf Uhr? Normalerweise sollte die Bibliothek 
da schon längst zu sein. Mal wieder nicht in der Lage, meiner Neugier zu widerstehen, 
ging ich auf die Bibliothek zu. Die Tür war selbstverständlich zu, also 
stand ich vor dem Problem, nicht zu wissen wie ich hineinkommen sollte. 
Richtig verschlossen konnte die Tür nicht sein, dachte ich mir, denn irgendjemand 
musste ja drinnen sein. Klar, ich könnte wieder den "Durch-die-Wand-geh-Trick" 
versuchen. Der war mir aber schonmal missglückt. Ich wollte wissen, ob ich es nicht 
vielleicht hinbekommen könnte, die Klinke der Tür herunterzudrücken. 
Sollte dies nicht einfacher gehen als komplett durch feste Materie hindurchzugehen? 
Ich streckte also meinen Arm nach vorne aus und hielt sie leicht über der Klinke. 
Ich versuchte einige Male die Klinke zu ergreifen, aber es klappte nicht. Meine Hand 
ging hindurch. Ich schloss die Augen und versuchte mich irgendwie auf meine Hand zu 
konzentrieren, mir vorzustellen wie meine Hand "real" wurde, damit ich die Klinke 
betätigen konnte. Ich spürte kurz darauf leicht, wie meine rechte Hand wärmer zu 
werden schien und lauter winziger, kleiner, imaginärer Ameisen meinen Arm entlang 
krabbelten, bis hin zu meiner Hand. Irgendetwas funktionierte! Also 
versuchte ich langsam mit meiner Hand die Klinke zu ergreifen und stieß diesmal 
tatsächlich auf Widerstand. Ja! Dachte ich mir freudig. Genau das hatte ich gewollt! 
Ich drückte langsam die Klinke herunter und wollte die Tür anschieben, doch ich war 
in meiner Euphorie es so schnell hinbekommen zu haben, nicht mehr konzentriert 
genug und in der nächsten Sekunde schnellte die Klinke durch meine Hand, nach oben, 
wieder in ihre Ausgangsposition. Es gab ein lautes Geräusch dadurch und ich 
erschreckte mich ein wenig. In dem Raum hörte ich auch ein plötzliches Geräusch. 
So als ob ein Stuhl plötzlich verrückt wurde vielleicht? 
Jemand musste mich gehört haben. ...

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