Samstag, 2. November 2013

Seelenliebe Part 3.6 (Kapitel 3)

Seelenliebe 3.6
... "Elias, was machst du denn hier noch so spät? Du hättest die Bibliothek doch 
schon längst abschließen sollen!" sagte die Frau mit einem fast hysterischem Ton. 
"Ja, ich weiß, es tut mir leid, ich wollte lediglich noch ein wenig lesen und da habe 
ich anscheinend die Zeit aus den Augen verloren." beruhigte Elias sie. 
Etwas entspannter erwiderte die Frau "Ach so, ja das ist schon in Ordnung. Ich 
hatte mir nur schon Sorgen gemacht, Jemand wäre hier eingebrochen." 
Elias stand aus seinem Sessel auf, stellte das Buch sorgfältig wieder zurück ins 
nahestehendste Regal und drehte sich wieder Frau Goodwyn zu. 
"Es ist wirklich schon spät. Ich schließe dann jetzt ab und gehe nach Hause". 
"Gut! Ich sehe dich dann morgen wieder hier?" fragte Frau Goodwyn etwas zögerlich. 
"Ja, das wissen sie doch. Um 16 Uhr ist meine Schicht morgen.".

"Ach ja, stimmt. Tut mir leid, mein Gedächtnis ist nicht mehr das Beste. Nun gut, dann 

bis morgen und ich wünsche dir noch eine erholsame Nacht."

Die Frau ging wieder aus dem Raum heraus. "Wer war das?" fragte ich neugierig. 
"Die Bibliotheksleiterin Frau Goodwyn. Sie ist schon über 68 Jahre alt, möchte aber 
noch nicht in Rente gehen und leitet deshalb diese Bibliothek."
"Über 68 schon?" fragte ich verwundert. "Ich hätte sie jünger eingeschätzt."
"Ja, stimmt. Als ich es erfahren hatte, dachte ich dasselbe" erwiderte Elias kurz.
Ich hatte Elias heute zum ersten Mal getroffen und schon jetzt kam es mir wie 
selbstverständlich vor, mit ihm über die banalsten Dinge der Welt zu reden, als wäre 
er ein Freund. Und das obwohl ich bis vor kurzem noch Niemanden hatte. Es fühlte 
sich so an, als würden wir uns schon Ewig kennen. Es war seltsam, aber auch 
beruhigend. Gedankenverloren sah ich ihn wieder an und er wendete sich zu mir. 
"Hmm? Ist was?" Ich schüttelte bloß leicht mit dem Kopf, lächelte und sah schnell

weg. Er machte mich immer noch verlegen. Plötzlich schaute Frau Goodwyn skeptisch 

in den Raum. "Sag mal Elias, hast du eben mit Jemandem geredet? Ist hier noch 

Jemand?"
"Nein, nein" erwiderte er schnell und etwas erschrocken. Ich musste kurz ein Lachen 
unterdrücken und Elias ebenfalls als er mich ansah.
"Ohje, dann wird wohl ein Ohrenarztbesuch fällig" verzweifelt fügte Frau Goodwyn 
hinzu, "wie viel man im Alter alles mitmachen muss." Sie seufzte, ging wieder aus dem 
Raum und man hörte sie, immer leiser werdender, vor sich her sagen: "Wehe wenn 
mir die Krankenkasse wieder nicht die Medikamente bezahlt. Das ist ja alles nur 
Ausbeute. Jeden Tag Arztbesuche, wie soll man das alles nur mitmachen. Was man 
nicht alles im Alter mitmachen muss".
Ich blickte lächelnd mit skeptischem Blick zu Elias. "Lass lieber gehen, bevor sie noch 
einmal wiederkommt" flüsterte er. Ich nickte nur und wir gingen aus dem Raum 
raus, Richtung Haupteingang der Bibliothek. 
"Und wie kommt Frau Goodwyn eigentlich raus?" warf ich fragend ein. 
Elias blickte kurz hinter sich und flüsterte zurück. "Die nimmt immer den 
Hinterausgang." Wir näherten uns der Tür und ich griff ohne zu überlegen nach 
der Türklinke, zeitgleich mit Elias. Unsere Hände überschnitten sich. Es war ein 
seltsames Gefühl. Ein wenig warm und kribbelig. Und zu meinem Erstaunen spürte 
ich die Türklinke ebenfalls für eine kurze Zeit. Überrascht zogen wir beide unsere 
Hände rasch zurück. "Hast du auch etwas gespürt?" fragte er mich mit fasziniertem 
Blick und Neugier in der Stimme. "Ich wusste nicht das man Geister spüren kann." 
fügte er aufgeregt hinzu. Mir fiel nichts passendes als Antwort ein, denn ich war schon 
in Gedanken versunken. Ich konnte ihn wirklich spüren. Ich hatte mir das nicht 
eingebildet. Wie geht das? Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich, als ich meine 
Mutter umarmen wollte, doch auch nichts gespürt und kläglich versagt. Oder hatte es 
diesmal lediglich damit zu tun, das ich unbewusst auf die Türklinke konzentriert war 
und ich lediglich die Energieansammlung spürte und nicht seine Hand? Ich war 
verwirrt. Elias schaute mich mit einer Augenbraue hochgezogen und einem Lächeln 
an. "Kommst du nun raus oder willst du da Wurzeln schlagen?"

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