Mittwoch, 18. September 2013

Seelenliebe Part 3.2 (Kapitel 3)

Seelenliebe 3.2

... Ich stand auf, ging in Richtung Küche und dann durch die Hintertür hinaus 

in unseren Garten. Die Nachbarn rechts von unserem Haus schienen gerade 

ihren Grill wieder zu verstauen und das schmutzige Geschirr einzusammeln, 

und die gegenüber von uns schlossen gerade ihre Garagentür. Ansonsten war 

es absolut still und friedlich. Der Himmel war immer noch fast wolkenfrei, 

man sah einige Sonnenstrahlen von der bereits untergegangenen Sonne, 

Vögel zwitscherten und die vielen grünen Bäume raschelten im Wind. Ich 

würde so gerne wissen wo Elias wohnt, was mit meinen Freunden passiert ist 

und vorallem auch, weshalb ich hier auf der Erde geblieben bin. Spontan kam 

mir der Einfall, nocheinmal zum Friedhof zu gehen. Wo sonst war die 

Wahrscheinlichkeit auf eine andere Seele zu treffen so groß wie auf dem Friedhof?

 . . . Eben. . . . Nirgends. Vielleicht konnte ich jetzt so spät auf die schnelle 

noch nicht herausfinden was genau mit meine Freunde passiert ist und Elias 

wohnt, doch zumindest herausfinden, was ich auf der Erde mache oder ob es 

vielleicht doch noch irgendwo eine andere Seele gibt, die auf der Erde 

zurückgeblieben ist und alleine herumirrt. Jemanden zu finden der so war, 

wie ich. Das war mein Ziel.


Es war ein weiter Weg bis zum Friedhof, weshalb ich anfing zu rennen. Die 

vielen Häuser streiften an mir vorbei und es war ein befreiendes Gefühl einfach 

zu laufen und meine Probleme scheinbar hintermir zu lassen. Beim Laufen 

kam mir plötzlich die fixe Idee, zu versuchen, ob es mir nicht vielleicht gelingen 

könnte zu fliegen. Schließlich hatte ich ja keine Masse mehr, die auf den 

Erdboden gezogen werden konnte. Soviel hatte ich aus dem Unterricht in der Schule 

behalten. Wissenschaftlich machte dies also Sinn. Genauso wie zuvor beim 

Durchqueren der Wand, schloss ich meine Augen und während ich immer 

noch an den Häusern vorbeilief, stellte ich mir vor, wie ich empor steige 

und einige Meter über der Straße, frei wie ein Vogel an den Häusern 

vorbeiziehe. Im nächsten Augenblick öffnete ich ganz langsam meine Augen 

und sah den Boden tatsächlich einige Meter weiter, unter mir. Die Dächer 

der Häuser waren auf blickhöhe und ich konnte beim Vorbeifliegen in einige 

Fenster blicken, erkannte aber nicht viel, da ich zu schnell an ihnen vorbeizog. 

Der Horizont war aus der Höhe viel schöner und ich erblickte ein klein wenig 

von der Sonne, welche eigentlich schon untergegangen war. Aber eben noch nicht, 

wenn man von größerer Höhe auf die Erde und den 

Horizont schaute. Das Gefühl war überwältigend. 

Hier flog ich tatsächlich ohne Hilfsmittel in der Luft. Der Traum so vieler 

Menschen. Vollkommen überrumpelt davon, dass ich es tatsächlich geschafft 

hatte zu fliegen, übermannt mich augenblicklich meine leichte Höhenangst, und 

ich begann mir krampfhaft zu wünschen, dass ich wieder auf dem sicheren 

Boden wäre. Warum hatte ich daran nur nicht vorher gedacht? Noch bevor 

ich die blöde Idee hatte, fliegen zu wollen. Den darauf folgenden Augenblick 

kann sich wohl jeder denken was passierte. Ich fiel ohne Umwege geradewegs 

mit einem Bauchplatscher auf die Straße. Immer wieder heilfroh, dass mir die 

Schmerzen erspart blieben, hüpfte ich einem Steh-auf-Männchen ähnelnd, 

wieder auf meine Beine und setzte meinen Weg vorerst wieder lieber auf die 

gewohnte Art und Weise fort. Zu Fuß. 

Beim Vorbeilaufen bemerkte ich eine ältere Bibliothek und erinnere mich daran, 

wie ich früher manchmal mit meinen Freunden dort Schulaufgaben erledigt hatte. 

Es war ein sehr großes, altaussehendes, aber irgendwie auch edles Gebäude mit 

vielen kleinen Fenstern. Wir hatten manchmal die Angewohnheit gehabt, anstatt 

an den Tischen, einfach auf der großen, eichenen, braunen Treppe zu sitzen und 

dort unsere Aufgaben zu erledigen. So sah man immer wer in die Bibliothek herein 

kam, was nicht gerade förderlich war für unsere Konzentration, aber das Lernen 

abwechslungsreicher gestaltete. Ich ging an der Bibliothek vorbei, in Erinnerungen 

schwelgend, immer weiter der Straße entlang.

Dann endlich nach einer Weile, stand ich vor dem Eingangstor zum Friedhof. ...

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