Seelenliebe 3.2
... Ich
stand auf, ging in Richtung Küche und dann durch die Hintertür
hinaus
in unseren Garten. Die Nachbarn rechts von unserem Haus
schienen gerade
ihren Grill wieder zu verstauen und das schmutzige
Geschirr einzusammeln,
und die gegenüber von uns schlossen gerade
ihre Garagentür. Ansonsten war
es absolut still und friedlich. Der
Himmel war immer noch fast wolkenfrei,
man sah einige Sonnenstrahlen
von der bereits untergegangenen Sonne,
Vögel zwitscherten und die
vielen grünen Bäume raschelten im Wind. Ich
würde so gerne wissen
wo Elias wohnt, was mit meinen Freunden passiert ist
und vorallem
auch, weshalb ich hier auf der Erde geblieben bin. Spontan kam
mir
der Einfall, nocheinmal zum Friedhof zu gehen. Wo sonst war die
Wahrscheinlichkeit auf eine andere Seele zu treffen so groß wie auf
dem Friedhof?
. . . Eben. . . . Nirgends. Vielleicht
konnte ich jetzt so spät auf die schnelle
noch nicht herausfinden
was genau mit meine Freunde passiert ist und Elias
wohnt, doch
zumindest herausfinden, was ich auf der Erde mache oder ob es
vielleicht doch noch irgendwo eine andere Seele gibt, die auf der
Erde
zurückgeblieben ist und alleine herumirrt. Jemanden zu finden
der so war,
wie ich. Das war mein Ziel.
Es
war ein weiter Weg bis zum Friedhof, weshalb ich anfing zu rennen.
Die
vielen Häuser streiften an mir vorbei und es war ein befreiendes
Gefühl einfach
zu laufen und meine Probleme scheinbar hintermir zu
lassen. Beim Laufen
kam mir plötzlich die fixe Idee, zu versuchen,
ob es mir nicht vielleicht gelingen
könnte zu fliegen. Schließlich
hatte ich ja keine Masse mehr, die auf den
Erdboden gezogen werden
konnte. Soviel hatte ich aus dem Unterricht in der Schule
behalten.
Wissenschaftlich machte dies also Sinn. Genauso wie zuvor beim
Durchqueren der Wand, schloss ich meine Augen und während ich immer
noch an den Häusern vorbeilief, stellte ich mir vor, wie ich empor
steige
und einige Meter über der Straße, frei wie ein Vogel an den
Häusern
vorbeiziehe. Im nächsten Augenblick öffnete ich ganz
langsam meine Augen
und sah den Boden tatsächlich einige Meter
weiter, unter mir. Die Dächer
der Häuser waren auf blickhöhe und
ich konnte beim Vorbeifliegen in einige
Fenster blicken, erkannte
aber nicht viel, da ich zu schnell an ihnen vorbeizog.
Der Horizont war aus der Höhe viel schöner und ich
erblickte ein klein wenig
von der Sonne, welche eigentlich schon
untergegangen war. Aber eben noch nicht,
wenn man von größerer Höhe
auf die Erde und den
Horizont schaute. Das Gefühl war überwältigend.
Hier flog ich tatsächlich ohne Hilfsmittel in der Luft. Der Traum
so vieler
Menschen. Vollkommen überrumpelt davon, dass ich es
tatsächlich geschafft
hatte zu fliegen, übermannt mich
augenblicklich meine leichte Höhenangst, und
ich begann mir
krampfhaft zu wünschen, dass ich wieder auf dem sicheren
Boden wäre.
Warum hatte ich daran nur nicht vorher gedacht? Noch bevor
ich die
blöde Idee hatte, fliegen zu wollen. Den darauf folgenden Augenblick
kann sich wohl jeder denken was passierte. Ich fiel ohne Umwege
geradewegs
mit einem Bauchplatscher auf die Straße. Immer wieder
heilfroh, dass mir die
Schmerzen erspart blieben, hüpfte ich einem
Steh-auf-Männchen ähnelnd,
wieder auf meine Beine und setzte meinen
Weg vorerst wieder lieber auf die
gewohnte Art und Weise fort. Zu
Fuß.
Beim Vorbeilaufen bemerkte ich eine ältere Bibliothek und
erinnere mich daran,
wie ich früher manchmal mit meinen Freunden
dort Schulaufgaben erledigt hatte.
Es war ein sehr großes,
altaussehendes, aber irgendwie auch edles Gebäude mit
vielen kleinen
Fenstern. Wir hatten manchmal die Angewohnheit gehabt, anstatt
an den
Tischen, einfach auf der großen, eichenen, braunen Treppe zu sitzen
und
dort unsere Aufgaben zu erledigen. So sah man immer wer in die
Bibliothek herein
kam, was nicht gerade förderlich war für unsere
Konzentration, aber das Lernen
abwechslungsreicher gestaltete. Ich
ging an der Bibliothek vorbei, in Erinnerungen
schwelgend, immer
weiter der Straße entlang.
Dann
endlich nach einer Weile, stand ich vor dem Eingangstor zum Friedhof. ...
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