Freitag, 23. August 2013

Seelenliebe Part 1.3 (Kapitel 1)

Seelenliebe 1.3


... Mich durchfuhren blitzartig Erinnerungen an den Geburtstag.

Ich, nachts, mit meinen Freunden Jessy, Sandra, Vanessa und David

 im Auto. Partystimmung auf dem Weg zu unserem lieblings Club. 

Plötzlich Lichter vor uns. Ein Auto aus dem Gegenverkehr auf der 

falschen Spur. Und es ist zu spät. 


Ab dem Zusammenprall erinnerte ich mich an nichts. Was ich aber 

schlagartig auch wusste, ist das die zwei Personen vor mir in der Küche 

meine Eltern sind. Ich wollte meiner Mutter und meinem Vater sagen, 

dass ich okey bin, sie in die Arme nehmen. Doch etwas hielt mich 

davon ab. Bis jetzt war alles abgelaufen, als würde ich fernsehen 

oder in einem Theater sitzen. Warum bemerkten meine Eltern mich nicht !?

Sie hätten es doch bemerken müssen, das ich hier stand. 

Ich hatte das starke Gefühl zu wissen was mit mir passiert ist, 

wollte es mir aber nicht eingestehen. Es konnte einfach nicht sein. 

Nicht ich. Warum mir?! So was ist doch gar nicht möglich oder? 

Meine Gedanken überschlugen sich.

Mein Vater sagte dann voller Besorgnis: 

"Du solltest etwas essen, ich mache dir etwas, ja Schatz?"

Er schaute meine Mutter fragend, mit feucht glänzenden Augen an 

und ihr rollte eine Träne die Wange herunter, während sie ganz 

leicht mit dem Kopf nickte. Er strich ihre Träne behutsam weg, 

gab ihr einen sanften Kuss auf die Nase und ging zum Kühlschrank. 

In diesem Moment fiel mir auf, dass ich gar kein Hungergefühl empfand. 

Ich fühlte mich jedoch weder hungrig noch satt. Es fehlte komplett. 

Ebenfalls empfand ich keine anderen unbehaglichen Dränge oder 

Empfindungen. 

Ein seltsames Gefühl. Was um Himmels Willen ist nur passiert? 

Sollte ich nicht eigentlich in einem Krankenhaus aufwachen? 

Ich atmete tief ein um mich zu beruhigen. Warte, nein, hier stimmte 

auch etwas nicht. Bis eben habe ich doch tatsächlich nicht geatmet, 

oder? Konnte das sein? Oder hatte ich es bloß nicht gemerkt?  

Nach einer Weile der Überwindung, beschloss ich den ultimativen 

Test zu machen. Ich bewegte mich in die Mitte der Küche. 

Sah zu meinem Vater, der stark in Gedanken verloren und immer 

noch mit feuchten Augen, vollkommen abwesend Brote schmierte. 

Dann sah ich zu meiner Mutter, die gerade den Anschein machte 

sich etwas beruhigt zu haben und an etwas Schönes zu denken. 

In genau dem selben Moment erinnerte ich mich schlagartig, 

nur für Sekunden, an einen Angelausflug, den wir alle zusammen 

gemacht hatten, als ich ganz klein war. Mein Vater hatte seinen 

bisher größten Fisch geangelt an dem Tag und hatte ihn mir zum 

Halten gegeben.

Es war eine schöne Erinnerung und ich musste lächeln.

Ich setzte mich behutsam auf den Stuhl neben meiner Mutter. 

Ich schaute sie lange an, wie sie bewegungslos auf ihrem Stuhl saß 

und schaute dann nochmals zu meinem Vater herüber und habe das 

Gefühl Tränen in den Augen zu bekommen. Er hatte das Brotmesser 

beiseite gelegt, stützte sich mit einer Hand an der Küchentheke ab 

und hielt die andere Hand vor seine Augen. Seine Hand zitterte leicht. 

Ich drehte mich wieder zu meiner Mutter, die immer noch bewegungslos 

da saß. Jetzt, der ultimative Test. Anstatt wie man es manchmal in Filmen 

sieht, meine Hand durch sie hindurch zu schlagen, kam ich ihr ganz 

langsam näher und versuchte sie zu umarmen. Wie gerne hätte ich das 

jetzt getan. Doch in dem Moment, in dem ich sie endlich hätte umarmen 

sollen, gingen meine Hände, meine Arme einfach durch sie hindurch. 

Genau in dem Moment begann meine Mutter wieder unglaublich 

schmerzerfüllt zu weinen und zu schluchzen an. 

Ich war bewegungslos, wie betäubt und in Schock. Eines war jetzt absolut 

sicher. Ich existierte nicht mehr. Ich war weg vom Fenster. Den Satz 

"nur über meine Leiche" konnte ich vergessen, den würde ich nie wieder 

verwenden können. Ich war tot, eine körperlose Seele, ein Geist ?! ...

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