Seelenliebe 2.2
...Während ich so auf meinem
Bett lag und mich an meine Freunde erinnerte,
fragte ich mich was mit ihnen eigentlich wohl passiert sein mag.
Ich hatte vorne auf dem
Beifahrersitz gesessen, am Steuer direkt neben
mir David, der Rest
hinten. Ob er wohl überlebt hat?
Eher unwahrscheinlich, denn es wird
ihn wohl genauso hart gertroffen haben
wie mich. Doch wo ist er dann?
Liegt er vielleicht im Koma?
Und was ist mit Jessy, Vanessa und
Sandra? Ich würde niemandem
wünschen so zu enden wie ich,
insbesondere nicht meinen besten
Freunden. Ob ich sie wohl jemals
wiedersehen kann? Plötzlich wurden
meine Gedanken durch das im Flur
klingelnde Telefon unterbrochen.
Ich hörte einige hastige
Fußschritte und dann nahm meine Mutter ab.
"Ja, Mariane Still"
Danach folgten einige
"Mhm`s" und letztendlich sagte sie traurig:
"Ja, das geht klar.
Beerdigung in 3 Tagen, also . . . Donnerstag.
Richtig. Vielen Dank .
. . Ja, Danke." Mit einem lautem Seufzer legte
sie auf. Das Erste was mir durch den Kopf schoss, war : Ich will da
auch hin!
Was hab ich auch schon Anderes zu tun.
Wow, auf seine eigene
Beerdigung gehen. Sieht man sonst nur im Film.
Es war alles zu
verrückt um es zu glauben. Ich glaubte so allmählich
drehte ich
durch.
An den 3 Tagen bis zur
Beerdigung tat ich alles, was ich auch tun würde,
wenn ich noch am
leben wäre. Sofern es denn möglich oder nötig war.
Duschen,
Zähneputzen und so weiter fielen weg. Essen konnte ich auch nicht,
wollte und brauchte ich auch nicht. Trotzdem saß ich jeden morgen
mit
meinen Eltern beim Frühstückstisch, ging zur Schule und
verfolgte den
Unterricht, obwohl ich nicht im Stande war auch das
Geringste
mitzuschreiben, geschweige denn, dass das Ganze 'in die
Schule gehen'
etwas gebracht hätte. "Geist schafft ABI",
der neueste Tageswitz.
Ich sah alles so gut es ging mit Humor. Auch
das ständig Leute durch mich
hindurch gingen, hatte ich nach einiger
Zeit akzeptiert. Doch schnell
wurde mir eins klar, die Einsamkeit
machte mich fertig. 24 Stunden am
Tag, rund um die Uhr, allein zu
sein, obwohl Menschen um Einen herum
waren, das hätte ich mir nie im
Leben vorstellen, geschweige denn ertragen
können. Diese Leere in
mir war unerträglich. Ich habe viel geweint.
Sehr viel. Zu Hause am
Küchentisch, vor dem Fernseher, im Garten, vor
unserm Aquarium und an
meiner Schule. Auf dem Mädchenklo,
dem Pausenhof, dem
Geräteschuppen, und die Liste ging noch endlos
so weiter. Obwohl das
Verstecken auf dem Mädchenklo überflüssig war.
Ich brauchte mich
zum Weinen nicht zu verstecken, ich konnte wirklich
überall heulen,
sogar mitten im Unterricht, mich hatte so oder so absolut
niemand
gehört oder gesehen. ...
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