Sonntag, 25. August 2013

Seelenliebe Part 2.4 (Kapitel 2)

Seelenliebe 2.4

...In diesem Augenblick hatte ich alles um mich herum vergessen. 

Seine dunkelbraunen Augen, sein Lächeln hatten mich vollkommen 

gefesselt. Doch schon im nächsten Moment holte mich meine Realität 

ein. Er konnte gar nicht mich meinen! Wie konnte ich das bloß 

vergessen! Ich bin doch schon tot! Das hier ist 
meine Beerdigung

verdammt. Ich stand hier tatsächlich auf meiner eigenen 

Beerdigungsfeier und hatte bis eben noch wie ein Volldepp, 

vollkommen abwesend einen Jungen angestarrt, der mich weder 

kannte, noch sehen konnte.



Warum nur musste ich tot sein!? Warum hatte ich ihn nicht schon 

früher getroffen? Dann hätte ich wenigstens herausfinden können, 

wer er überhaupt ist, mit ihm reden und mich wenigstens mit ihm 

anfreunden können. Und dann vielleicht, 

hätte nach einiger Zeit mehr daraus werden können. So viele 

Möglichkeiten. Alle dahin. Wäre ich doch bloß nicht gestorben.

Ich fing an zu heulen wie verrückt, schaute nur den Bruchteil einer 

Sekunde nochmal, mit meiner verschwommenen Sicht, in Richtung des 

Jungen und hatte kurz das Gefühl, ihn besorgt schauend zu sehen, 

drehte mich um und fing an zu rennen. Weg von der Beerdigung, 

weg vom Friedhof, weg von diesem unerträglichen Gefühl.

Nach der Beerdigung kamen alle Gäste auf die Trauerfeier zu uns 

nach Hause. Ich lag mal wieder auf meinem Bett. Wo auch sonst? 

Ich wollte niemanden mehr sehen oder hören. Je mehr Personen um 

mich herum standen, desto verzweifelter wurde ich. Das Gefühl der

Einsamkeit war jetzt noch stärker als je zuvor, denn das Einzige an was 

ich denken konnte war Er! Es war eine ausweglose Situation. 

Ich war tot und konnte dies nicht wieder rückgängig machen. Punkt.

Ich sollte aufhören zu träumen und zu überlegen, was hätte sein können. 

Ich musste der Realität ins Auge sehen. An meinem jetzigen Zustand 

würde sich nie etwas ändern. Ich würde einsam und allein bleiben und 

zwar nicht bloß bis an mein Lebensende, sondern noch viel schlimmer, 

auf Immer und Ewig. Mein Lebensende hatte ich ja schon bereits hinter 

mir. Ich konnte es nicht unterdrücken, meine Augen fingen an zu 

brennen und ich weinte wieder. Ich wollte das alles hier nicht mehr. 

Wo waren all die anderen toten Seelen. Ich war doch verdammtnochmal 

nicht die Einzige die tot ist. Das konnte doch alles nicht wahr sein.

Überraschend klopfte es leicht an meiner Tür, obwohl sie ein Spalt breit 

offen war. Ich konnte meinen eigenen Augen nicht trauen, denn die Person 

die hereinkam, war der Junge von meiner Beerdigung.

Langsam setzte ich mich in meinem Bett auf und noch bevor ich dazu kam 

mich zu fragen, was er in meinem Zimmer wohl wollte, sagt er, mir in die 

Augen schauend, mit verlegener, zögernder Stimme:

"Entschuldigung, ich hoffe ich störe dich nicht, . . .

. . .um ehrlich zu sein hätte ich nicht gedacht, dass ich dich bei der Anzahl 

an Gästen überhaupt noch finde, aber naja . . . du sahst so schrecklich 

traurig aus auf dem Friedhof, während der Beerdigung, da . . . gingst du mir 

irgendwie nicht mehr aus dem Kopf."

Vollkommen überwältigt von meinem Gefühlschaos in diesem Augenblick, 

drehte ich mich vollkommen verwirrt kurz um, um hundertprozentig 

sicher zu gehen, das auch Niemand hinter mir saß. Doch ich war 

vollkommen allein im Zimmer, mit Ausnahme von ihm.

Ich saß bewegungslos auf meinem Bett und starrte ihn ungläubig an. 

In den vergangenen Tagen hatte ich mich langsam daran gewöhnt 

alleine zu sein, und ignoriert zu werden, unsichtbar zu sein. Und hier saß 

ich nun auf meinem Bett und war nicht im Stande, zu der einzigen Person 

die mich, wir mir schien, sehen konnte auch nur ein einziges Wort 

herauszubringen. Mein Herz begann zu stolpern, als er besorgt fragte: 

"Geht es dir gut? . . .

Soll ich wieder gehen?" 

Seine Augen sahen leicht erschrocken aus, als er vermutete er würde 

stören. Hektisch suchte ich nach einer Antwort in meinem Kopf. Er dachte 

sicherlich schon, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank. Ich bekam es 

jedoch wenigstens hin, oder sollte ich besser sagen lediglich, ein leises 

"Nein" zu stammeln.

"Ist das die Antwort auf die erste Frage, oder die zweite?"

Seine Lippen formten ein kleines unwiderstehliches Lächeln und unwillkürlich 

lächelte ich auch ein wenig.

"Beide" antwortete ich schnellstmöglich.

Amüsiert fragte er dann: 

"Kannst du auch mehr als bloß ein Wort von dir geben? " 

doch er wartet auf keine Antwort sondern kam langsam näher und 

setzte sich wie selbstverständlich neben mich, aufs Bett. Ich versuchte 

meine Gedanken zu sortieren, mit nur mäßigem Erfolg und fragte ihn 

absolut verwundert und ohne nachzudenken, einfach gerade heraus:

" Wie kommt es, dass du mich sehen kannst? "

Er fing an mich skeptisch anzusehen.

"Ehm . . . , was meinst du genau?"

Plötzlich schaute eine Person mit suchendem Blick in mein Zimmer und blieb 

mit den Augen an dem Jungen neben mir haften. 

"Elias! . . . hier bist du! 

Was machst du denn hier ganz allein?!"

Sie machte einige Schritte in mein Zimmer. Die Frau sah schon etwas älter aus 

und hatte braunes, mittellanges Haar und rot geschminkte Lippen. Vielleicht 

seine Mutter? Elias drehte sich mit erschrockenem und verblüfftem 

Gesichtsausdruck zu mir. Die Frau nahm ihn sanft am Arm. 

"Man schnüffelt doch bei einer Trauerfeier nicht im Zimmer der Verstorbenen 

herum. Komm wir fahren nach Hause, es ist schon spät."

Er folgte der Frau, die ihn immer noch am Arm hielt, seinen Blick jedoch keine 

Sekunde von mir abwendend. Er sah nicht mehr erschrocken aus, sondern 

eher fasziniert, hatte ich den Eindruck. Als beide den Raum verlassen hatten, 

war ich wieder allein. Ich holte tief Luft und konnte es immer noch nicht 

glauben, was da eben passiert war. Elias konnte mich sehen. Er konnte 

mich tatsächlich sehen. Er, die einzige Ausnahme unter allen die ich bisher, 

nach meinem Tod, getroffen hatte. Und er hatte gesagt, dass er mich nicht 

aus dem Kopf bekommen konnte und sich Sorgen machte!? Ich stand von 

meinem Bett auf und ging in Richtung Küche. Meine Eltern verabschiedeten 

gerade die letzten Gäste. Der Küchentisch war noch vollgepackt mit Essen 

und benutztem Geschirr und auf der Küchentheke lagen Beileidsgrußkarten 

und einige Präsente. Elias war bereits weg. Dann als die Küche schließlich 

leer war, bis auf meine Eltern und mich, sagte meine Mutter gerührt 

"Das war eine schöne Abschiedsfeier"

Mein Vater nickte bloß mit einem kleinen Lächeln und ein wenig feucht 

glänzenden Augen, ging auf meine Mutter zu und umarmt sie sanft. 

Obwohl Elias schon weg war, fühlte ich mich erleichtert und irgendwie 

glücklich, denn ich war nicht mehr vollkommen allein. Irgendwie würde ich 

ihn schon wiedersehen. Da war ich mir sicher. ...

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